
Telematik-Versicherung: Fahrverhalten auswerten und sparen
- 1 Telematik-Versicherung: das Wichtigste in Kürze
- 2 Kfz-Versicherung: Was ist ein Telematik-Tarif?
- 3 Warum gibt es Telematik im Auto?
- 4 Wie funktioniert die Telematik der Kfz-Versicherung?
- 5 Telematik-Tarif: wie die Versicherung Ihren Fahrstil bewertet
- 6 Vorteile der Versicherung mit Telematik
- 7 Für wen lohnt sich eine Telematik-Versicherung?
- 8 Datenschutz beim Telematik-Tarif
- 9 Telematik-Versicherung: FAQ
Telematik-Versicherung: das Wichtigste in Kürze
- Die Telematik im Auto befasst sich u. a. mit der Erfassung und Bewertung des Fahrverhaltens.
- Registriert Ihre Kfz-Versicherung einen umsichtigen Fahrstil, können Sie von Rabatten auf Ihren Beitrag profitieren.
- Nicht beeinflussbare Faktoren beim Fahren werden ebenfalls berücksichtigt.
- Die Aufzeichnung Ihres Fahrverhaltens erfolgt über eine App auf Ihrem Smartphone oder ein Zusatzgerät im Auto, der sogenannten Black Box.
- Viele Telematik-Tarife der Autoversicherung richten sich insbesondere an Fahranfänger.
- Ein Tarifwechsel lohnt sich allerdings nicht immer. Mit der Allianz berechnen Sie vorab Ihre passende Autoversicherung.
Kfz-Versicherung: Was ist ein Telematik-Tarif?
Der Begriff „Telematik“ setzt sich aus den Wörtern Telekommunikation und Informatik zusammen. Einige Versicherer sprechen auch von „pay as you drive“ (PAYD), da sich der Versicherungstarif nach dem Fahrverhalten der Kunden richtet. Mit einer besonders umsichtigen Fahrweise können Sie bei Ihrem Versicherungsbeitrag sparen. Vor allem für junge Fahrer ist es sinnvoll, sich vor Abschluss einer Autoversicherung über mögliche Telematik-Tarife zu erkundigen.
Warum gibt es Telematik im Auto?
Eine rücksichtsvolle Fahrweise erhöht die allgemeine Verkehrssicherheit. Umsichtige Fahrer verursachen tendenziell weniger Verkehrsunfälle und damit auch weniger Kosten für die Autoversicherung. Um mehr Fahrer zu erhöhter Vorsicht im Straßenverkehr zu bewegen, können sie gleichzeitig von Telematik-Rabatten profitieren und Beiträge sparen.
Wie funktioniert die Telematik der Kfz-Versicherung?
Es gibt verschiedene Möglichkeiten, um die Daten Ihrer Fahrt aufzuzeichnen. Jede Variante bietet dabei sowohl Vor- als auch Nachteile. Generell gilt: Ihre Daten gelangen nicht direkt zum Versicherer, sondern an einen Dienstleister, der die Auswertung vornimmt. Erst der berechnete Score wird anschließend Ihrer Autoversicherung übermittelt.
Telematik per Smartphone App
Bei der einfachsten Variante installieren die Versicherungsnehmer eine entsprechende App auf ihrem Smartphone. Diese erfasst die Werte und leitet sie an das Dienstleistungsunternehmen weiter. Allerdings können die Daten hiermit nur sehr ungenau erhoben werden. Außerdem geht ein hoher Akkuverbrauch mit der Nutzung der App einher.
Telematik-Box der Kfz-Versicherung
Die Black Box wird fest im Auto installiert – meist im Handschuhfach oder unter einem Sitz. Sie ist mit der Steuerungselektronik des Fahrzeugs verbunden und oftmals mit einer SIM-Karte ausgestattet. Während der Fahrt werden alle relevanten Daten gesammelt und per Mobilfunk an den Dienstleister gesandt, der die Auswertung durchführt. Die Installation der Box kann jedoch nicht selbst vorgenommen werden, sondern muss in einer Fachwerkstatt erfolgen.
Kfz-Telematik mittels Sticks oder Dongle
Mit weniger technischem Aufwand verbunden, aber ebenso präzise ist die Kombination aus einer Smartphone App und einem zusätzlichen Sensor. Beim Dongle handelt es sich um einen Adapter, der in die OBD-Schnittstelle des Fahrzeugs gesteckt wird. Daneben gibt es noch Alternativen wie z. B. Sticks für den Zigarettenanzünder oder Aufkleber zur Befestigung an der Windschutzscheibe des Pkw. Über ein bluetoothfähiges Gerät – i. d. R. das Smartphone – erfolgt die Datenübertragung an den Versicherer.
Bei vielen Versicherungen sind sowohl die App als auch die Box und der Stick kostenlos. Aus den gesammelten Daten wird ein Punktewert, der sogenannte Score, berechnet. Je besser Ihr Score ist, desto mehr können Sie bei Ihrer Autoversicherung sparen.
Telematik-Tarif: wie die Versicherung Ihren Fahrstil bewertet
Jede risikoreiche Aktion wie scharfes Bremsen oder das Überschreiten der Höchstgeschwindigkeit belastet Ihren Score. Die meisten Versicherer setzen 100 Punkte als Idealwert an und ziehen für offensives Fahren Punkte ab. Das Fahrverhalten wird meist anhand folgender Kriterien beurteilt:
- Einhalten der Tempolimits (Geschwindigkeitsüberschreitung)
- Bremsverhalten
- Beschleunigungsverhalten
- Fahrverhalten in Kurven
Darüber hinaus berücksichtigen einige Versicherungen den Zeitpunkt der Fahrt, die insgesamt gefahrenen Kilometer sowie die Straßenart. Somit fließen auch Faktoren, die Sie nicht beeinflussen können, in die Beurteilung Ihrer Fahrweise ein. Häufige Nachtfahrten oder das Fahren in Städten während der Rushhour gelten beispielsweise als erhöhtes Risiko. Vor Abschluss einer Telematik-Versicherung sollten Sie sich informieren, welche Kriterien Einfluss auf den Beitrag haben.

Vorteile der Versicherung mit Telematik
Telematik-Tarife honorieren eine besonders umsichtige Fahrweise, indem ein Teil der Versicherungsprämie zurückerstattet wird. Die Auto-Telematik bringt aber noch weitere positive Effekte mit sich:
- sinkende Unfallzahlen
- verbesserte Verkehrssicherheit
- mehr Umweltschutz
Wenn Sie künftig umsichtiger fahren, können Sie somit nicht nur beim Beitrag Ihrer Autoversicherung sparen, sondern erhöhen gleichzeitig den Schutz für Umwelt und Straßenverkehr.
Wie verringert Telematik die Umweltbelastung?
Abruptes Bremsen, starkes Beschleunigen und hohe Geschwindigkeiten erhöhen den Benzin- und Dieselverbrauch und damit auch den CO2-Ausstoß. Vorausschauendes Fahren und frühes Schalten wirken dem entgegen. So sorgt auch ein reduzierter Materialverschleiß dafür, dass das Auto länger fahrtüchtig ist. Dies führt ebenfalls zu einer Entlastung der Umwelt und zu Einsparungen für den Fahrer.

Für wen lohnt sich eine Telematik-Versicherung?
In Deutschland bieten viele Versicherungen den Telematik-Tarif nur für junge Autofahrer an. Je nach Anbieter beträgt die Vergünstigung bis zu 40 Prozent. Da Fahranfänger i. d. R. die höchsten Versicherungsprämien erhalten, bietet ihnen der Telematik-Tarif eine gute Möglichkeit zum Sparen.
Das Abschließen einer Kfz-Versicherung mit Telematik ist aber auch für andere Autofahrer, die durch einen veränderten Fahrstil zum Umweltschutz beitragen und ihr Unfallrisiko senken möchten, sinnvoll.
Der passende Telematik-Tarif für Fahranfänger
Durch das Belohnen eines defensiven Fahrstils werden Autofahrer dazu motiviert, ihr Fahrverhalten zu hinterfragen und sich eine rücksichtsvolle Fahrweise anzueignen. Es ist statistisch erwiesen, dass die meisten Unfälle insbesondere mit Fahranfängern (junge Autofahrer zwischen 18 und 24 Jahren) durch zu wenig Rücksichtnahme entstehen:
Unfallursachen 18- bis 24-jähriger Fahrer | Häufigkeit im Jahr 2017 (in Prozent) |
unangemessen hohe Geschwindigkeit | 17 |
zu geringer Abstand | 14,6 |
Fahrmanöver wie Abbiegen und Wenden | 10,5 |
Missachten der Vorfahrt | 10 |
Quelle: Statistisches Bundesamt
Telematik-Tarif in der Kfz-Versicherung wählen: Das ist zu beachten
Vor der Auswahl der Versicherung sollten Sie einen Preisvergleich durchführen, denn nur wenn die Versicherung selbst günstig ist, lohnt es sich, den Telematik-Tarif zu wählen. Versicherungen mit hohen Beiträgen bleiben ansonsten weiterhin vergleichsweise teuer. Sie sollten außerdem darauf achten, dass keine zusätzlichen Prämien fällig werden, wenn die Datenauswertung nicht zu Ihren Gunsten ausfällt.
Kfz-Versicherung mit Telematik: Erfahrungen im Ausland
Der Abschluss einer Telematik-Versicherung wird in Deutschland immer beliebter. In anderen Ländern konnten dagegen schon länger Erfahrungen zur pädagogischen Wirkung von Telematik-Tarifen gesammelt werden. Die Unfallzahlen derjenigen, die sich für Versicherungen mit Telematik-Tarif entschieden haben, fielen dort im Durchschnitt um 40 Prozent niedriger aus.
Datenschutz beim Telematik-Tarif
Oftmals herrscht Unwissenheit darüber, welche Daten bei der Verwendung von Telematik erhoben und wofür sie verwendet werden. Wir räumen Ihre Befürchtungen aus dem Weg:
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Gläserner Kunde: Viele Fahrer fürchten, mit Telematik für die Versicherung zum gläsernen Kunden zu werden. Versicherer verweisen jedoch zu Recht auf die strengen Bestimmungen zum Datenschutz. Die Gefahr, dass sensible Daten über Ihren Wohnort und Ihre Routinen an Unbefugte gelangen, ist gering.
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Persönlichkeitsprofil: Des Weiteren wird befürchtet, dass Rückschlüsse vom Fahrstil auf die Persönlichkeit des Fahrers gezogen werden können. Dies ist jedoch nicht der Fall, denn alle Daten werden anonymisiert ausgewertet – und zwar nicht von der Versicherung, sondern von einem unabhängigen Dienstleister. Man spricht hier von „getrennten Datenkreisen“. Das bedeutet, personenbezogene Daten wie Name, Anschrift und E-Mail-Adresse verbleiben beim Versicherer, während die Fahrverhaltensdaten und der Streckenverlauf bei einem externen Dienstleister verarbeitet werden, sodass diese keiner Person zugeordnet werden können.
Telematik-Versicherung: FAQ
Wo und wie lange werden meine Daten gespeichert?
Zu Sicherstellung der Anonymität erfolgt das Speichern der Fahrdaten getrennt von den personenbezogenen Daten. Externe Dienstleister werden von der Versicherung mit der Datenspeicherung beauftragt. Die Versicherungsgesellschaft kann nicht auf diese Daten zugreifen. Die Fahrdaten werden so lange gespeichert, wie der Vertrag läuft. Danach kann der Versicherte die Löschung seiner Daten verlangen.
Werden Daten von Geschwindigkeitsüberschreitungen weitergegeben?
Nein, alle Daten in der App bzw. der Box werden generell anonymisiert ausgewertet. Nur bei übergeordnetem Interesse, z. B. einer Straftat, kann etwa die Polizei oder die Staatsanwaltschaft anordnen, dass die Daten freigegeben werden. Geschwindigkeitsüberschreitungen gehören jedoch nicht dazu.
Werden Fahrdaten für die Unfallbeurteilung herangezogen?
Nein. Egal ob Sie die App oder die Black Box verwenden – die Fahrdaten werden grundsätzlich nicht zur Schadenbearbeitung, z. B. zur Klärung der Schuldfrage, verwendet. Insofern können keinerlei Rückschlüsse z. B. vom jeweiligen Fahrverhalten auf ein Unfallereignis gezogen werden.
Wie kann ich mein Fahrverhalten verbessern?
Der Telematik-Tarif hat die Funktion eines virtuellen Fahrlehrers. Einige Versicherer bieten Telematik-Apps als sogenannte Try-before-you-buy-Versionen an. Sie können die entsprechende App somit bei Ihrer Kfz-Versicherung herunterladen und das System ausprobieren. Dann werden Ihnen die Auswertungen zur Verfügung gestellt und Sie können entscheiden, ob Sie Ihren bisherigen Tarif kündigen und auf einen Telematik-Tarif umsteigen möchten. Die pädagogische Wirkung des Telematik-Tarifs ist unbestritten. Autofahrer setzen sich bewusster mit ihrem Fahrverhalten auseinander und achten stärker auf eine rücksichtsvolle Fahrweise. Mit ein bisschen Übung wird der neue Fahrstil schnell zur Routine.
Muss ich jede Fahrt mit Telematik auswerten lassen?
Die meisten Versicherungen verlangen, dass jede Fahrt mit dem versicherten Fahrzeug grundsätzlich aufzuzeichnen ist. Andere Anbieter berechnen den Score und damit den Nachlass für ein Jahr bereits anhand weniger Fahrten.
Wie kann ich die Telematik-Aufzeichnung unterbinden?
Haben Sie sich für eine fest installierte Black Box entschieden, gibt es grundsätzlich keine Möglichkeit, Fahrten gezielt aus der Bewertung zu nehmen. Beim Tracking über das Smartphone können Sie das GPS oder Bluetooth ausschalten. Den Dongle bzw. Stick können Sie einfach aus der Buchse ziehen, um eine Fahrtaufzeichnung zu verhindern. Einzelne Versicherer bieten auch einen sogenannten Schlafmodus an, bei dem für einen wählbaren Zeitraum keine Aufzeichnung erfolgt. Da nicht alle Fahrten in die Auswertung einbezogen werden müssen, ist auch ein temporärer Ausfall des GPS-Signals unproblematisch.
Achtung: Fällt aber auf, dass ausschließlich unproblematische Fahrten mit positivem Score aufgezeichnet werden, können Sie den Telematik-Tarif verlieren.
Gibt es Telematik auch in anderen Einsatzbereichen als in der Kfz-Versicherung?
Immer wenn mehrere Informationssysteme mithilfe einer Mobilfunktechnologie verknüpft werden, spricht man von Telematik. Die Technologie wird für jede Art der Ortung – sowohl von Fahrzeugen als auch von anderen Objekten – verwendet. Speditionen überwachen mit einer Black Box etwa die Lenk- und Ruhezeiten ihrer Lkw-Fahrer. Auch für Entfernungsabfragen oder Routenplanungen ist Telematik nützlich. Weitere Anwendungsbereiche sind beispielsweise:
- Gebäudemanagement
- Flottenmanagement
- E-Commerce
- E-Banking
- E-Learning
- Steuerelemente im Smart Home
- Krankenversicherung (sogenannte „wearables“, die die Vitalfunktionen des Körpers online ermitteln und auswerten können).