
Abgasuntersuchung: Lügt mein Auto auch?
- 1 Was ist die Abgasuntersuchung?
- 2 Haupt- und Abgasuntersuchung: Was ist der Unterschied?
- 3 Abgasskandal: Lügt mein Auto auch?
- 4 Was genau wird bei der Abgasuntersuchung gemessen?
- 5 Muss mein Auto trotz Onboard-Diagnose-System zum Abgastest?
- 6 Gibt es die Abgasuntersuchung auch für Motorräder?
- 7 Wie oft muss ich die Abgasuntersuchung machen lassen?
- 8 Was kostet eine Abgasuntersuchung mit HU?
- 9 Kann ich eine AU auch in der Werkstatt machen lassen?
- 10 Was passiert, wenn ich den Termin für die AU überziehe?
- 11 Was passiert, wenn mein Auto durch die AU fällt?
Was ist die Abgasuntersuchung?
Natürlich ist Radeln umweltfreundlicher als Autofahren. Aber nicht jeder kann oder will auf das Auto verzichten. Deshalb sind Autofahrer aber nicht gleich Umwelt-Rowdys. Mit einer richtigen Dreckschleuder will und darf heute keiner mehr fahren. Dafür gibt es die Abgasuntersuchung, mit der sich die Umweltverschmutzung begrenzen und kontrollieren lässt.
Haupt- und Abgasuntersuchung: Was ist der Unterschied?
In ihrer über 30-jährigen Geschichte hat die Abgasuntersuchung (AU) viele Reformen erlebt. Seit 2010 ist sie fester Bestandteil der Hauptuntersuchung (HU). Neben dem Funktionstest für Bremsen oder Licht muss sich Ihr Kfz standardmäßig alle zwei Jahre einem obligatorischen Abgastest unterziehen - und zwar unabhängig von der Schadstoffklasse Ihres Pkw. Sind die Abgaswerte zu hoch, kann Ihnen die TÜV-Plakette verweigert werden. Die früher vergebene AU-Plakette ist seit 2012 endgültig aus dem Straßenbild verschwunden. Heute gibt es nur noch eine Plakette, die gleichzeitig für Technik und Abgase des Fahrzeuges gilt.
Abgasskandal: Lügt mein Auto auch?
Angesichts des Skandals um die Abgas-Schummelsoftware von VW fragen sich viele Autobesitzer, ob ihnen deshalb Probleme bei der AU drohen könnten. Zumal neben VW noch andere Autokonzerne beschuldigt werden, ebenfalls Abgaswerte bei ihren Autos zu manipulieren. Betroffen sind Fahrzeuge mit einem Dieselmotor des Typs VW EA189. Weltweit sind dies gegen Ende 2017 rund 11 Millionen Fahrzeuge allein der Marken Volkswagen, Audi, Seat und Škoda. Mittlerweile sind auch Fahrzeuge von Audi und Porsche sowie weitere ausländische Mobilhersteller in den Skandal verwickelt. Dazu folgende Fakten:
Im Jahr 2016 werden in einer gewaltigen Rückrufaktion die betroffenen Modelle mit einer vom Kraftfahrt-Bundesamt genehmigten technischen Lösung versehen, die für ein Abgasverhalten nach Vorschriften sorgt. Wenn Sie sich als Besitzer eines betroffenen Fahrzeugs gegen dieses Software-Update verweigern oder die Frist dazu versäumen, kann Ihnen der TÜV bei der nächsten Prüfung das Auto still legen. Denn seit 1. Januar 2018 gelten beim Tüv schärfere Regeln für die Abgasuntersuchung mit einer verpflichtenden Endrohrmessung. Sollten Sie in Zukunft einmal einen gebrauchten VW mit dem Schummeldiesel kaufen, sollten Sie darauf achten, dass die für eine Zulassung nötigen Änderungen auch tatsächlich vorgenommen wurden. Andernfalls könnte es Probleme bei der Kfz-Zulassung geben.
Was sonst noch bei Ihrem Gebrauchten wichtig ist: Lesen Sie unsere Checkliste Gebrauchtwagenkauf und informieren Sie sich vorab über die Auto Unterhaltskosten.
Was genau wird bei der Abgasuntersuchung gemessen?
Bei einer herkömmlichen Untersuchung wird gemessen, welche Abgase und wie viel das Auto konkret produziert: Kohlenmonoxid, Kohlenwasserstoffe und Stickoxide bei Benzinern, hauptsächlich Rußpartikel bei Dieselmotoren. Das geschieht mit der sogenannten Auspuff-Schnüffel-Messung (Endrohrmessung). Dabei wird eine Sonde im Auspuffendrohr bei laufendem Motor platziert. Diese Abgaswerte, die bei unterschiedlichen Drehzahlen und Motortemperaturen ermittelt werden, gleicht der Prüfer schließlich mit vorgeschriebenen Minimal- und Maximalwerten in einer Herstellerdatenbank ab. So läuft die Abgasuntersuchung bei älteren Fahrzeugen.
Muss mein Auto trotz Onboard-Diagnose-System zum Abgastest?
Bis vor Kurzem wurde bei modernen Fahrzeugen mit einem Onboard-Diagnose-System (OBD) lediglich überpüft, ob das OBD einen Fehler anzeigt. Wenn nicht, galt die Abgasprüfung bereits als bestanden. Dieses Vorgehen galt allerdings als umstritten, weil der tatsächliche Schadstoffausstoß des Autos nicht geprüft wurde. Schließlich wurden im Zuge des Diesel-Abgasskandals die Prüfungsmodalitäten neu gesetzt. Seit 1. Januar 2018 ist beim TÜV eine Endrohrmessung für alle Fahrzeuge verpflichtend.
Neben der Prüfung des Abgasverhaltens wird Ihr Auto noch einer Sichtprüfung aller abgasrelevanten Komponenten wie etwa der Auspuffanlage, der Einspritzanlage oder des Luftfilters unterzogen. Was aufwendig klingt, haben Prüfer in wenigen Minuten abgehakt.
Gibt es die Abgasuntersuchung auch für Motorräder?
Biker blieben lange vom Abgas-Check verschont. Doch seit April 2006 ist die AU, die für Krafträder auch AUK genannt wird, für Motorräder ebenso verpflichtend wie für Autos. Bikes, die mehr als 50 ccm Hubraum haben, schneller als 45 km/h fahren und nach dem 1. Januar 1989 zugelassen wurden, müssen alle zwei Jahre ran. OBD? Fehlanzeige. Bei Motorrädern wird klassisch mit Abgassonde gemessen. Hier können Sie auch nachlesen, wie genau die Hubraum-Berechnung funktioniert.

Wie oft muss ich die Abgasuntersuchung machen lassen?
Normalerweise müssen Sie mit Autos, Motorrädern und Wohnmobilen alle 2 Jahre zum TÜV – und damit auch zum Abgastest. Es gibt allerdings auch Ausnahmen: Bei Neuwagen zum Beispiel ist die erste Hauptuntersuchung 36 Monate nach Erstzulassung fällig. Für Wohnmobile und für die meisten Motorräder gilt diese 3-Jahres-Regel übrigens nicht. Wohnmobile über 3,5 Tonnen müssen sogar alle 12 Monate die AU absolvieren. Wann Sie das nächste Mal zur AU müssen, sehen Sie auf der TÜV-Plakette oder in Ihrer Zulassungsbescheinigung Teil I.
Was kostet eine Abgasuntersuchung mit HU?
Abgasuntersuchung und Hauptuntersuchung gehören zusammen. Wenn Sie also eine neue Prüfplakette haben wollen, muss sich Ihr Fahrzeug auch einer Abgasuntersuchung stellen. Der sprichwörtliche TÜV, der übrigens noch in Regionalverbände wie TÜV Nord, TÜV Rheinland oder TÜV Süd untergliedert ist, ist nur eine von mehreren Prüfgesellschaften, die eine solche Untersuchung vornehmen dürfen. Bekannt und etabliert sind auch Firmen wie DEKRA, GTÜ oder KÜS. Die TÜV Gebühren bewegen sich meist zwischen 70 und 100 Euro.
Kann ich eine AU auch in der Werkstatt machen lassen?
Sie können auch eine der dafür zugelassenen Vertragswerkstätten oder freien Werkstätten beauftragen. Möglicherweise bietet die Werkstatt Ihres Vertrauens diesen Service an. Wenn Sie dann mit dem entsprechenden AU-Bericht zur Hauptuntersuchung kommen, entfällt die erneute Abgasuntersuchung. Allerdings muss die HU dann zeitnah auf die AU folgen. Wenn zu viel Zeit vergeht, könnte es sein, dass die Abgasuntersuchung nicht mehr anerkannt wird.

Was passiert, wenn ich den Termin für die AU überziehe?
Seien Sie beim Timing von Haupt- und Abgasuntersuchung nicht zu nachlässig! Wenn der turnusgemäße Prüftermin nicht eingehalten wird, sieht die Straßenverkehrszulassungsordnung deftige Strafen vor. Wenn Sie den Termin für den TÜV überziehen, müssen Sie mit einem Verwarnungsgeld und sogar einem Punkt in Flensburg rechnen. Auch dahinter steht der Wunsch, eine einheitliche Schadstoffreduzierung voranzutreiben. Damit also jeder von uns regelmäßig die HU und AU machen lässt, steigen die Bußgelder, je länger beides versäumt wird. Folgende Strafen sieht die Straßenverkehrs-Zulassungs-Ordnung (StVZO) vor:
- 1 bis zu 2 Monate: 15 Euro
- 3 bis zu 4 Monate: 25 Euro
- Ab 8 Monaten: 60 Euro und ein Punkt in Flensburg
Wenn Sie den Termin überzogen haben, werden die Prüfer übrigens viel genauer sein. Damit steigt auch das Risiko, dass Sie bei der TÜV-Prüfung durchfallen. Und überziehen Sie 8 Monate oder länger, erhalten Sie einen Punkt in Flensburg, der richtig wehtun kann. Denn seit der Punktereform 2014 droht Ihnen bereits ab 8 statt früher 18 Punkten der langfristige Führerscheinentzug.
Punkte Flensburg: Lesen Sie hier, wofür Sie Punkte bekommen und wie Sie sie wieder loswerden.
60 € und 1 Punkt ab 8 Monaten Überziehung
Was passiert, wenn mein Auto durch die AU fällt?
Noch teurer wird es, wenn Ihr Fahrzeug bei der Abgasuntersuchung durchfällt. Das ist selten, kann aber passieren. Dann beginnt in Ihrer Werkstatt die Ursachenforschung. Ist die Ursache eine Kleinigkeit, können Sie zu einer Nachuntersuchung vorfahren, die bis zu 25 Euro kosten kann. Bleiben die Abgaswerte aber über den erlaubten Grenzen, kann es in letzter Konsequenz auch heißen: bis dass der TÜV uns scheidet.