
Warnwestenpflicht: So werden Sie zum leuchtenden Beispiel
- 1 Achtung: Warnwestenpflicht! Haben Sie eigentlich eine Warnweste im Auto?
- 2 In Deutschland besteht Mitführpflicht – was bedeutet das?
- 3 Was bringt die Warnwestenpflicht eigentlich?
- 4 Was muss ich beachten, wenn ich eine Warnweste kaufe?
- 5 Soll die Warnweste in den Kofferraum oder ins Handschuhfach?
- 6 Warnwestenpflicht: Welche Vorschriften gelten im Ausland?
- 7 Was droht mir, wenn ich keine Warnweste dabeihabe?
- 8 Gilt die Warnwestenpflicht auch für Motorräder?
- 9 Brauche ich für jeden Mitfahrer eine Weste?
- 10 Wo bekomme ich Warnwesten und was kosten sie?
Achtung: Warnwestenpflicht! Haben Sie eigentlich eine Warnweste im Auto?
Es kracht! Jetzt nichts wie raus aus dem Auto, das Warndreieck aufstellen, die Fahrbahn sichern ... Aber da war doch noch was, oder? Ach ja, die Warnweste. Wo steckt die eigentlich? Nach kurzem Überlegen fällt Ihnen dann ein: Die haben Sie Ihrer Tochter angezogen, als sie morgens im Dunkeln zur Bushaltestelle musste. Seither nie wieder gesehen. Blöd, dass die Polizei Ihnen für diese elterliche Fürsorge nun 15 Euro Bußgeld abknöpfen wird.
Und dabei haben Sie noch Glück gehabt: In Belgien kann Sie das zwischen 50 und bis zu über 1.000 Euro kosten, in Rumänien – je nach Ihrem Einkommen – vielleicht noch mehr. Also besser gleich zuschlagen, wenn der Baumarkt oder das Autohaus genormte Warnwesten im Sonderangebot hat. Mindestens eine Warnweste, besser gleich ein Familienpack an Warnkleidung, gehört seit dem 1. Juli 2014 ins Auto.
In Deutschland besteht Mitführpflicht – was bedeutet das?
Eine Warnweste brauchen Sie als Autofahrer immer. Sie muss im Auto sein. Punkt. Das kuriose Detail: Die Warnwestenpflicht besagt, dass Sie die Warnweste dabeihaben müssen. Eine Tragepflicht besteht jedoch nicht. Damit steht Deutschland in Europa ziemlich allein da. Unser Verkehrsministerium vertraut da ganz „auf das eigenverantwortliche Handeln der Verkehrsteilnehmer“. Allerdings kann es durchaus passieren, dass Sie eine Teilschuld zugeschrieben bekommen, wenn Sie nachts ohne Warnweste auf der Autobahn herumlaufen und dadurch einen Folgeunfall provozieren.
Also keine Angst: Wer am Dorfrand parkt, um dort Freunde zu besuchen, muss nicht in voller Warnmontur zum Hauseingang laufen. Bei einem Unfall und bei Pannen (auch am helllichten Tag!) ist das Überziehen der Weste allerdings sinnvoll. Die Entscheidung hängt immer von der Situation und Ihrem eigenen Ermessen ab. Mitdenken ist angesagt.

Was bringt die Warnwestenpflicht eigentlich?
Ein Test des TÜV Rheinland hat ergeben, dass Personen mit dunkler Kleidung nur bis zu 30 Meter sichtbar sind. Also weiße Jacken kaufen? Hilft auch nicht: Bei heller Kleidung ist die Sichtbarkeit mit 40 Metern nicht wesentlich besser. Warnwesten allerdings stechen dem Betrachter durch ihre retroreflektierenden Bänder sofort ins Auge. Man erkennt sie aus bis zu 150 Metern Entfernung.
Was muss ich beachten, wenn ich eine Warnweste kaufe?
Momentan gelten in Deutschland noch zwei Normen: Die ältere europäische Norm EN 471 mit zwei waagerechten Reflektorstreifen um den Bauch. Und die neuere EN ISO 20471:2013 mit zwei zusätzlichen senkrechten Streifen über den Schultern. Bei der Farbe haben Sie eine kleine modische Freiheit: Gelb, Rotorange oder Orange sind zulässig.
Westen nach der alten EN 471 werden mittlerweile nicht mehr hergestellt. Restbestände sind aber noch im Handel und dürfen auch benutzt werden. Familien sollten beim Kauf zusätzlich an ihren Nachwuchs denken: In der gebräuchlichen Einheitsgröße der Westen werden Ihre Kinder aussehen, als hätten sie ein Zelt an. Kindergrößen in ISO-Norm lösen das Problem.
Soll die Warnweste in den Kofferraum oder ins Handschuhfach?
Das Wichtigste: Warnwesten müssen schnell greifbar sein. Wer erst mal aussteigen und im Kofferraum herumwühlen muss, ist vielleicht schon überfahren worden, bevor er seine Weste anziehen konnte. Die Westen sollten außerdem möglichst vor Lichteinfall geschützt werden, um ihre Leuchtkraft zu erhalten. Am besten verstauen Sie sie daher im Handschuhfach oder unter den Sitzen.

Warnwestenpflicht: Welche Vorschriften gelten im Ausland?
Im Urlaub ist alles wieder ganz anders. Unsere europäischen Nachbarn vertrauen nämlich nicht auf kluge Entscheidungen ihrer Verkehrsteilnehmer.
- Die Österreicher haben zum Beispiel eine Tragepflicht etabliert: Die Warnweste muss bei jeder Panne außerorts angezogen werden, ohne Punkt und Komma.
- Noch härter sind die Franzosen bei der Tragepflicht. Hier wird bei einem Unfall schon das Aussteigen ohne Warnweste bestraft.
- Den Belgiern drohen saftige Geldbußen von bis zu 1.375 Euro für Warnwestenmuffel im Unfallgeschehen. Dafür gibt’s aber gar keine Strafe bei Routinekontrollen, wenn die Sicherheitsweste fehlt.
- Italienern ist die ISO-Norm völlig egal, aber irgendwas Reflektierendes muss an den Leib, wenn Sie auf offener Straße das Fahrzeug verlassen.
- Norweger haben zwar grundsätzlich eine Warnwestenpflicht. Sie belangen aber nur ihre eigenen Bürger, keine Urlauber.
- Finnen fordern sogar von Fußgängern das Tragen von Reflektorstreifen bei Nacht. Es wird aber keine Geldbuße bei Nichtbeachtung erhoben.
- Schweden müssen im Pannenfall eine Warnweste tragen, das Mitführen im Fahrzeug gilt aber nur als Empfehlung.
- Lediglich in der Schweiz gilt weder Mitführ- noch Tragepflicht. Den Schweizern ist neben der Warnweste übrigens sogar der Verbandskasten schnuppe.
Man sieht also: Jedes europäische Land hat seine eigene Warnwestenpflicht. Wer mit dem Auto in den Urlaub fährt, sollte sich deshalb unbedingt vorher über die Landesgesetze informieren oder eben auf Nummer sicher gehen: für jeden eine Weste. Immer beim Aussteigen anziehen. Dann kann nichts passieren.

Sie brechen demnächst zu einer längeren Reise auf? Dann informieren Sie sich hier, damit Sie immer sicher unterwegs sind:

Was droht mir, wenn ich keine Warnweste dabeihabe?
Laut Bußgeldkatalog drohen dem Autofahrer 15 Euro Bußgeld, aber keine Punkte Flensburg. Kompliziert wird es dann, wenn Sie aufgrund Ihrer schlechten Erkennbarkeit ohne Warnweste einen Folgeunfall auf der Straße auslösen. Dann wird Ihnen eine Teilschuld am Unfall zugeschrieben.
Gilt die Warnwestenpflicht auch für Motorräder?
In Deutschland nicht. Wohl aber in Belgien, Bulgarien, Kroatien, Luxemburg, Ungarn und der Slowakei.
Brauche ich für jeden Mitfahrer eine Weste?
Nein. Die Warnwestenpflicht ist in Deutschland bereits durch eine einzige Warnweste erfüllt. Allerdings ist es durchaus sinnvoll, noch weitere Westen mitzuführen, um jede Person, die bei einem Unfall aussteigt, zu ihrer eigenen Sicherheit kenntlich zu machen. Eine Weste pro Sitzplatz ist optimal!
Wo bekomme ich Warnwesten und was kosten sie?
Das Gute an der Warnwestenpflicht: Die Nachfrage nach fluoreszierender Schutzkleidung ist so angestiegen, dass es sie praktisch überall zu kaufen gibt: in Baumärkten, an Tankstellen, im Zubehörhandel, bei den Automobilclubs oder ganz bequem im Internet. Meist kosten die Westen nur 3 bis 5 Euro. Also so viel wie ein Stück Kuchen im Lieblingscafé – das sollte Ihnen die Sache wert sein.