
Bremsflüssigkeit wechseln – Warum das ein Job für den Profi ist
- 1 Was Sie über Ihre Bremsanlage noch nicht wussten …
- 2 Wozu braucht man Bremsflüssigkeit?
- 3 Warum muss die Bremsflüssigkeit gewechselt werden?
- 4 Wie oft sollte ich die Bremsflüssigkeit wechseln lassen?
- 5 Bremsflüssigkeit wechseln – Kann ich das auch selbst machen?
- 6 Was kostet der Bremsflüssigkeitswechsel in der Werkstatt?
- 7 Welche Gefahren können entstehen, wenn die Flüssigkeit zu alt ist?
- 8 Wie viel Bremsflüssigkeit passt in eine Bremse?
- 9 Hilft bei zu wenig Bremsflüssigkeit das Pumpen mit dem Bremspedal?
Was Sie über Ihre Bremsanlage noch nicht wussten …
Die Bremse gehört zu den wichtigsten Sicherheitssystemen am Auto. Entsprechend intensiv wurde seit der Erfindung des Automobils immer wieder an ihr getüftelt. Wussten Sie, dass ...
... das erste Fahrzeug mit einem Bremskraftverstärker in den 1960er-Jahren der Mercedes 300 SL war? Dadurch wurde der Druck auf das Bremspedal um etwa 50 Prozent reduziert.
... ein Antiblockiersystem etwa 10 Bremsvorgänge je Sekunde absolviert? Bei einem Motorrad sind es sogar 15.
… neue Bremsflüssigkeit bis zu 280 Grad Celsius heiß werden kann, ehe sie ihren Siedepunkt erreicht? Allerdings: Je mehr Wasser in der Flüssigkeit ist (im Laufe der Zeit unvermeidbar), desto schneller siedet sie und funktioniert nicht mehr richtig.
Bei jedem Bremsmanöver entsteht Reibung, und wo Reibung ist, ist auch Verschleiß. Um die eigene Sicherheit, die der Mitfahrer und die der anderen Verkehrsteilnehmer sicherzustellen, sind eine regelmäßige Wartung und Instandhaltung des gesamten Bremssystems erforderlich. Dazu zählt auch ein Austausch der Bremsflüssigkeit. Das wird von Fahrzeughaltern gern unterschätzt. Hier erfahren Sie alles darüber, warum und wie oft Sie die Bremsflüssigkeit wechseln lassen sollten und was das kostet.
Wozu braucht man Bremsflüssigkeit?
Wenn ein Autofahrer bremst, wird hydraulischer Druck auf die Radbremsen ausgeübt, das Fahrzeug wird langsamer und kommt zum Stehen. Die Bremsflüssigkeit hat dabei die Aufgabe, die Kraft vom Pedal auf die Bremsen zu übertragen. Gleichzeitig funktioniert sie auch als Schmiermittel für die einzelnen Komponenten und beweglichen Teile innerhalb des Bremssystems und verhindert die Entstehung von Korrosion und Rost.

Warum muss die Bremsflüssigkeit gewechselt werden?
Die Bremsflüssigkeit besteht hauptsächlich aus Polyglykolverbindungen. Mit der Zeit nimmt sie jedoch Wasser auf, vor allem aus der Luft und durch die Bremsschläuche. Die Folge ist eine niedrigere Siedetemperatur der Bremsflüssigkeit, die das Bremsverhalten beeinträchtigt: Beim Bremsvorgang entsteht Reibung, die wiederum Hitze erzeugt. Je mehr Wasser im Bremsflüssigkeitssystem ist, umso schneller wird der Siedepunkt erreicht. Dieses schnellere Sieden hat eine Bläschenbildung zur Folge, die im schlimmsten Fall zum Totalausfall der Bremsanlage führen kann.
So wird das Bremsvermögen erheblich eingeschränkt, das Auto kommt nicht vorschriftsmäßig zum Halten und der Bremsweg verlängert sich. Das kann, vor allem auch auf der Autobahn, lebensgefährlich sein. Damit die Bremsflüssigkeit möglichst frei von Wasser ist, müssen Sie ein regelmäßiges Wechselintervall einhalten.
Wie oft sollte ich die Bremsflüssigkeit wechseln lassen?
In der Kfz-Werkstatt hat der Mechaniker die Möglichkeit, den Wassergehalt der Bremsflüssigkeit zu messen. Liegt dieser bei 3,5 Prozent, ist der sogenannte Nasssiedepunkt erreicht und die Flüssigkeit muss ausgetauscht werden. Lassen Sie diesen Wert regelmäßig überprüfen, mindestens aber einmal pro Jahr. Eine der Warnleuchten zeigt Ihnen Probleme mit der Bremse an. Wenn das rote Ausrufezeichen in einem Kreis leuchtet, wird es höchste Zeit, einen Bremsflüssigkeitswechel vornehmen zu lassen. Lassen Sie bei dieser Gelegenheit auch gleich die Bremsleitungen überprüfen und ob Sie auch die Bremsbeläge wechseln müssen.
Außerdem finden Fahrzeughalter in ihrem Handbuch genaue Herstellerangaben zu den vorgegebenen Wechselintervallen. In der Regel belaufen sich diese auf 2 Jahre. Halten Sie diese Zeiträume unbedingt ein. Und: Verschiedene Bremsflüssigkeiten haben unterschiedliche Trocken- und Nasssiedepunkte. Dem Siedepunkt entsprechend werden sie in DOT-Klassen unterteilt. Nicht jede Flüssigkeit ist für jeden Fahrzeugtyp geeignet. Die meisten Autos brauchen DOT 3 oder DOT 4. Welche die richtige ist, steht in Ihrem Fahrzeughandbuch.
Mit einem Wechsel der Bremsflüssigkeit können Sie auch die Bremsscheiben wechseln lassen, die besonders unter der Reibung leiden. Lassen Sie die Bremsanlage außerdem über das Entlüftungsventil und die dazugehörende Entlüftungsschraube regelmäßig entleeren, vor allem dann, wenn sich das Bremsen schwammig anfühlt und das Pedal weiter gedrückt werden muss als normal.

Bremsflüssigkeit wechseln – Kann ich das auch selbst machen?
Felgen reinigen, Ölwechsel, Kratzer am Auto entfernen ... einige regelmäßige Arbeiten am Auto erledigen viele Autobesitzer selbst. Den Wechsel der Bremsflüssigkeit aber sollte grundsätzlich ein Fachmann vornehmen, auch wenn Sie sich das – vielleicht mit allerlei „Schraubertipps“ gerüstet – auch selbst zutrauen. Bremsflüssigkeit ist giftig und darf auf keinen Fall mit der Haut oder den Augen in Berührung kommen. Aufgrund der ätzenden Wirkung kann auch der Lack beschädigt werden. Zudem sollte sie niemals mit anderen Komponenten im Motorraum oder der Bremsanlage in Kontakt kommen – in manchen Fällen kann dadurch das gesamte System beschädigt werden. Beim Ablassen der Altflüssigkeit sowie beim Entlüften mit einer Vakuumpumpe kann es zudem passieren, dass Luft in das System gelangt – mit gravierenden Folgen für Ihre Sicherheit. Schon eine winzige Luftblase kann zum Totalausfall der Bremsen führen.
Was kostet der Bremsflüssigkeitswechsel in der Werkstatt?
Obwohl es relativ zeitintensiv ist, die Bremsflüssigkeit zu wechseln, sind die Preise hierfür moderat. Aber es lohnt sich auch hier, verschiedene Angebote einzuholen. In der Vertragswerkstatt können schon mal um die 100 Euro oder mehr anfallen. In freien Werkstätten kommen Sie günstiger weg: Mehr als 50 bis 70 Euro werden hier in der Regel nicht fällig. In den Kosten enthalten ist dabei die neue Flüssigkeit, auf die etwa 10 Euro entfallen. Teurer ist die Entsorgung der alten Flüssigkeit auf dem Sondermüll: ca. 40 Euro. Die Arbeitszeit sowie die Gerätekosten machen den Rest aus.

Welche Gefahren können entstehen, wenn die Flüssigkeit zu alt ist?
Verschlissene Bremsflüssigkeit hat oft einen zu hohen Wasseranteil. Dadurch kann sie zu heiß werden, und die Bremskraft lässt nach. Hinzu kommt, dass ein zu hoher Wassergehalt zu Korrosion und Rostbildung führt. Das hat zur Folge, dass Bremsleitungen, Bremskolben und Bremszylinder ihrer Aufgabe nicht mehr nachkommen können und die Bremsleistung sinkt – bis hin zum Totalausfall der Bremse.
Wie viel Bremsflüssigkeit passt in eine Bremse?
Eine Faustregel besagt, dass pro Rad 0,5 Liter benötigt werden. Grundsätzlich kommt es aber darauf an, wie schnell die Flüssigkeit sauber ist, also wasserfrei. Der Mechaniker zapft an jedem Rad immer wieder Teile der neu eingefüllten Flüssigkeit ab, um den Wassergehalt zu überprüfen. Denn: Es wird ja nicht nur die Flüssigkeit im Bremsflüssigkeitsbehälter gewechselt, sondern auch die Reste, die sich in den anderen Komponenten wie Zylinder und Leitungen befinden. 2 Liter oder mehr je Rad sind aber sehr selten.
0,5 Liter Bremsflüßigkeit braucht man pro Rad.
Hilft bei zu wenig Bremsflüssigkeit das Pumpen mit dem Bremspedal?
Hat man das Gefühl, dass auf dem Bremspedal wenig Druck oder der Weg des Gaspedals zu lang ist, bis endlich die Bremswirkung eintritt, kann das mehrere Ursachen haben. Möglicherweise befindet sich Luft im Bremssystem, das kann vor allem nach einer vorangegangenen Reparatur am Bremssystem oder einem Wechsel der Bremsflüssigkeit der Fall sein. Trifft beides nicht zu, so ist wahrscheinlich die Bremsflüssigkeit alt oder der Füllstand im Bremsflüssigkeitsbehälter ist zu niedrig. Durch Pumpen, also mehrmaliges Treten des Bremspedals, wird der Druck im Bremssystem erhöht und die genannten Symptome verschwinden.
Aber Achtung: Auffälligkeiten am Bremssystem sind immer bedenklich und ein Fall für den sofortigen Einsatz eines Fachmanns!