
Chiptuning: Darauf müssen Sie achten
Was ist Chiptuning und wie funktioniert es?
In der 1980er-TV-Serie "Knight Rider" drückte David Hasselhoff als Michael Knight stets den Turbo-Boost-Knopf, wenn sein Superauto mehr Leistung liefern sollte. Deutsche Autofahrer beneideten ihn um dieses Technik-Feature. Doch seit Pkws rollende Computer sind, können auch Wagenbesitzer hierzulande mit einer simplen Änderung der elektronischen Motorsteuerung ihren Lieblingen zu mehr Leistung verhelfen. "Chiptuning" heißt das Zauberwort. Doch was bedeutet das eigentlich und welche Möglichkeiten gibt es? Dieser Artikel gibt Ihnen einen Überblick.
Chiptuning: Das steckt dahinter
Chiptuning nutzt die Tatsache, dass die meisten Automobilhersteller das Leistungspotenzial ihrer Motoren nicht komplett ausschöpfen. Diesen Spielraum können Sie sich beim Tuning des Motors zu eigen machen: mittels Neuprogrammierung des Motorsteuergerätes, auf dessen Speicherchip alle relevanten Parameter abgelegt sind.
Durch die Neuprogrammierung werden die einzelnen Werte verändert, zum Beispiel der Ladedruck eines Turbomotors, die Einspritzung des Kraftstoffs oder die Zündzeitpunkte der einzelnen Zylinder. Das Ergebnis ist eine erhöhte Motorleistung.
Welche Möglichkeiten des Chiptunings gibt es?

Beim Chiptuning wird der Steuerchip entweder neu programmiert, ausgetauscht oder ein Zusatzgerät eingebaut. Für welche Variante Sie sich letztlich entscheiden, bleibt Ihnen überlassen.
Die Neuprogrammierung des Chips
Bei dieser Lösung wird das Steuergerät Ihres Wagens neu programmiert. Dazu werden die Daten aus dem Steuerteil Ihres Fahrzeugs über die sogenannte ODB-2-Schnittstelle (On Board Diagnose) auf ein Programmiergerät geladen. Dort wird die alte Programmierung mit den neuen Parametern überschrieben und anschließend auf das Steuergerät zurückgespielt. Wenn Sie irgendwann keine Lust mehr auf das Plus Ihrer Serienleistung haben sollten – die Werksprogrammierung lässt sich problemlos wiederherstellen.
Kosten: Je nach Werkstatt und Fahrzeugtyp zwischen 300 und 1.000 Euro.
Der Austausch des Chips
Falls Sie einen Wagen mit Baujahr 1999 und älter haben, sieht die Sache schon etwas anders aus. Bei diesen Fahrzeugen lässt sich der Speicher nicht umprogrammieren, und auch die ODB-Schnittstelle fehlt. In diesem Fall muss der ursprüngliche Chip ausgelötet und durch einen neuen Chip mit den modifizierten Daten ersetzt werden. Kosten: Abhängig von Arbeitsaufwand und Fahrzeugmodell.
Kosten: Abhängig von Arbeitsaufwand und Fahrzeugmodell.
Die Tuningbox
Statt den ursprünglichen Chip zu überschreiben oder ihn auszutauschen, wird bei dieser Variante einfach ein Zwischenstecker zwischen Sensoren und Steuergerät verbaut, die sogenannte Tuningbox. Sie manipuliert die Sensorenwerte und täuscht dem Steuergerät zum Beispiel einen zu geringen Ladedruck vor, wodurch dieser erhöht wird.
Kosten: Von 15 Euro für einen Kleinwagen bis zu mehreren Tausend Euro für eine Luxuslimousine
Dieses Leistungsplus ist möglich
Wird das elektronische Tuning des Motors richtig durchgeführt, kann es die Performance Ihres Wagens erheblich verbessern: Rund 20 Prozent mehr Drehmoment und Leistung sind dadurch möglich, bei einigen Viertaktmotoren können es sogar 40 Prozent sein. Das macht sich vor allem dadurch bemerkbar, dass das Auto schneller auf den Tritt aufs Gaspedal anspricht und eine höhere Endgeschwindigkeit erreicht. Auch auf den Spritverbrauch kann sich Chiptuning positiv auswirken. So lässt sich laut Anbieterfirma RaceChip bei einem BMW 330d, Baujahr 2012 durch elektronisches Tuning bis 1 Liter Sprit pro 100 km sparen.

Teilegutachten & Co.: Chiptuning nur vom Fachmann durchführen lassen

Experten wie TÜV und DEKRA sind sich darin einig, dass Chiptuning nur durch einen professionellen Anbieter vorgenommen werden sollte – am besten einer Fachwerkstatt, die sich auf Tuningmaßnahmen spezialisiert hat. Andernfalls leidet der Motor. Schließlich gibt es gute Gründe, warum die Fahrzeughersteller die Belastbarkeit der Motoren nicht komplett ausnutzen.
Die Folgen von falschem Chiptuning
Eine der häufigsten Folgen von Chiptuning ist ein erhöhter Verschleiß von Kupplung und Bremsanlage. Im Zweifelsfall sollten Sie durch einen Sachverständigen prüfen lassen, ob die Reifen an Ihrem Wagen der Leistungsspritze standhalten können. Besonders hoch sind die Risiken bei illegalem Chiptuning – also ohne offiziellen Eintrag in die Fahrzeugpapiere. Hier kann es zu schweren Defekten in der Elektronik und im Motor kommen.
Unser Tipp: Holen Sie im Vorfeld unbedingt ein modellbezogenes Teilegutachten oder eine Allgemeine Betriebserlaubnis für Fahrzeugteile (ABE) von TÜV oder DEKRA ein.

Mehr Leistung, mehr Risiko? So wirkt sich Chiptuning auf Herstellergarantie und Kfz-Versicherung aus
Bevor Sie loslegen (lassen): Jegliche Veränderung an der Motorleistung Ihres Wagens muss geprüft, genehmigt und eingetragen werden. Wenn für Ihr geplantes Chiptuning kein Mustergutachten vorliegt, kann Sie das noch einmal so viel kosten wie das Chiptuning selbst. Außerdem müssen Sie die Leistungssteigerung in Ihre Fahrzeugpapiere eintragen lassen. Ansonsten erlischt nicht nur die Herstellergarantie, sondern auch Ihre Kfz-Zulassung und Ihre Kfz-Versicherung. Melden Sie die Motor-Mehrleistung daher unbedingt Ihrer Versicherung, damit diese die Prämie anpassen kann.
Vorsicht: Wer ohne Eintragung unterwegs ist und erwischt wird, zahlt 50 Euro Bußgeld und erhält laut Bußgeldrechner drei Punkte in Flensburg. Wiederholungstätern droht ein Fahrverbot. Bei einem Unfall kann die Versicherung Leistungen kürzen oder Regress von Ihnen fordern.
Chiptuning: Problem Kfz-Steuer
Seit dem 1. Juli 2009 bemisst sich die Kfz-Steuer für zugelassene Autos nicht mehr nur nach dem Hubraum, sondern auch nach ihrem CO2-Ausstoß. Das bedeutet, dass ein durch Chiptuning erhöhter CO2-Ausstoß nach der Eintragung durch die Abgasuntersuchung (AU) im Rahmen der Hauptuntersuchung (HU) auch der Steuerbehörde gemeldet werden muss. Jedoch lassen die meisten Chiptuner keine CO2-Messung machen. Das ist nicht schlau, denn das ist Steuerbetrug.
Unser Tipp: Sparen Sie nicht an den TÜV-Kosten, sondern lassen Sie beim TÜV eine Abgasmessung nach den Vorschriften der EG-Richtlinie 70/220/ EWG vornehmen und melden Sie die neuen Daten Ihrer Steuerbehörde.
